Review of 2008 Lahnstein Blues Festival (Germany)
Franz “Shen” Deckarm
27. Lahnsteiner Bluesfestival (27.09.2008)
Das 27. Lahnsteiner Bluesfestival stand schon einige Zeit dick unterstrichen in meinem Terminkalender und am letzten Samstag war es so weit.. Die Lahnsteiner Bluesszene ist sehr rührig und hatte ein Programm zusammengestellt, das sich vor keinem Event in der Republik zu verstecken brauchte.
Der Opener kam aus den eigenen Reihen mit den “Lahnsteiner Blues All Stars” mit Yannik Monot an Akkordeon und Harp, der Sänger Biber Herrmann, der aus New Orleans stammende Helt Oncale an Slide und Guitar und Harald Rutar am Piano.
Leute ich kann euch sagen das war ein wundervoller Auftakt. Die Band muss sich nicht verstecken vor den grossen Namen des Abends und deckt vom Cajun über Blues und Jazzlastigem eine grosse Bandbreite virtuos ab.
Hatten sie im vorigen Jahr noch mit der Sängerin Nina Thomas ein Highlight mitgebracht, so waren es in diesem Jahr gleich 3 Damen die ihre “Röhren” so richtig raus liessen.
Leslie Moryson, Inga Thomas und Jutta Capallo rissen das Publikum schon zu Beginn zu Beifallstürmen hin. Klasse !
Das Festival stand in diesem Jahr unter dem Motto: “The Blues had a Baby – and they named it Rockn`Roll”.
Dem wurde auch voll Rechnung getragen, denn mit “Lars Vegas and the Love Gloves” wurde eine astreine Rockn“Roll Band verpflichtet die wie weiland Bill Haley oder King Elvis mit ihrem rockigen Rhythm&Blues die Halle in Schwingungen versetzte.
Frontmann Lars Vegas, der auch die Slidegitarre meisterhaft beherrscht, stand seinen Idolen nicht nur im Äusseren (Tolle darf da nich fehlen:-) in nix nach.
Die Band versprühte gute Laune pur und so mancher der Anwesenden mag sich wohl dabei gerne den guten alten Zeiten von Pettycoat und Cadillacs erinnert haben.
Sie selbst nennen ihre Musik “Delta Roll” um auf die Wurzeln im Blues hinzuweisen. Das ist durchaus legitim.
Ihr Auftritt in Lahnstein war für mich ein richtig spritzig, gute Laune machendes Set mit einer hervorragend besetzten Band die vor Spiellaune nur so sprühte.
Einige Blues-Puristen mögen die Nase rümpfen, aber mir hat es mächtig Spass gemacht und hat aufgezeigt daß der Blues in Lahnstein nicht nur aus der “düsteren Ecke” betrachtet wird.
Feine Berliner Band die es versteht ihren Rock`nRoll umghehend in die Beine des Publikums zu transportieren.
Die Halle war erfreulicherweise sehr gut besetzt und der Abend war mit 23 Euro für das mit Spitzenbands besetzte Event auch einigermassen erschwinglich.
Selbst weitere Anreisen, ich traf etliche Besucher die ich von anderen Blueskonzerten quer übers Land kannte, wurden in Kauf genommen.
Ein unverwüstlicher Recke des Blues und Träger des weltweit begehrtesten Blues-Awards, der Blues Foundation aus Memphis, Louisiana Red, brachte mit seinem urigen, traditionellen Blues dem Preisträger des Abends seine Referenz da.
Schade, dass bei seinem Spiel zusammen mit Bob Corritore an der Harp und Chris James, von Beiden wird später noch die Rede sein, Verstärkerprobleme auftraten.
Ok, sowas kann vorkommen und trübte den Auftritt des grossen alten Bluesmn nur wenig. Louisiana Red muss man einfach mögen, auch wenn seine Auftritte mittlerweile stark tagesformabhängig geworden sind.
Der jedes Jahr in Lahnstein vergebene “Blues-Louis”, ein Award mit dem sich um den Blues verdient gemachte Menschen ausgezeichnet werden, ging in diesem Jahr an Siegfried Schmidt-Joos.
Der Mann ist, unter anderem, der Autor des 1973 zum ersten Mal erschienen Rock-Lexikons das mittlerweile zum übergreifenden Standartwerk des Genres geworden ist.
In seiner Laudatio würdigte der Preisträger von 2004, Tom Schröder, den Autor und erzählte so einiges aus seinem Werdegang. Überreicht wurde der Preis von der Lahnsteiner Oberbürgermeisterin
In einer launigen und humorvollen Red bedankte sich der Preisträger bei den Organisatoren des Festivals und gab so einige Schmankerl zum Besten.
Auch von der BluesRoad die herzlichsten Glückwünsche.
Tja Leute und dann?
Dann kam einer auf den ich mich ganz besonders gefreut hatte. Der italienische Blues und Bluesrockmeister Rudy Rotta war angesagt.. Der Mann ist ein Guitarerro der Sahneklasse und versteht sein Geschäft so souverän wie Smutje Fische verkäuft.
Die Band die er mitgebracht hatte war eine Nummer für sich. Ich schwärme jetzt noch davon. Dieser Keyboarder Fabio Russa ist eine Granate, Drummer Carmine Bloidi ein Ausnahmeschlagwerker und Bassman Polidori ebenfalls vom Allerfeinsten.
Beatles in Blue so hiess ihr Programm und was da aus der Feder von Lennon/Mccartney in Bluesrock umgesetzt wurde klang verdammt gut.. Aber nicht nur Beatlessongs fanden den Weg in die Playlist von Rudy Rotta. Oh Nein !!
Da waren Stücke dabei da ging dir das verdammte Bluesrockherz auf oder Slowblues der in dich reinfuhr wie ein glühendes Messer in Sahnetorte.
Rudy Rotta hat mich und ich glaube nicht nur mich restlos begeistert.
Besonder gefallen hat mir die Zugabe, ein wunderschöner Slowblues auf italienisch gesungen. Eine Besucherin hatte ihn sich gewünscht. Wüsste ich auf welcher CD der zu finden ist würde ich sie mir umgehend zulegen. Vielleicht weiss es einer unserer Leser.
Was wäre ein richtiger Itaiener ohne einen aufsehenerregenden Gag beim Auftritt :-))
So kam Rudy durch die Halle auf die Bühne und zupfte seine ersten Akkorde inmitten des Publikums. Links davon sehen sie den diesjährigen Preisträger des Festivals, Siegfried Schmitt-Joos.
Das ist der Mann der sich am Keyboard der Rudy Rotta Band zu einer wahren Furie entwickelt.. Fabio Russo, den Namen sollte man sich merken.
Aber das Beste stand ja noch bevor !!
Ein Traum von mir ist ja, einmal in einem richtig urigen Bluesclub in einer der amerikanischen Bluesmetropolen einen Whiskey nach dem Anderen zu schlürfen und dem Blues einer dieser Clubbands zu lauschen.
Nun heute war eine solche Band hier.
In Phönix Arizona, zwar nicht die ursprünglichste aller Blueshauptstädte dieser Welt, gibt es einen Bluesclub namens “Rhythm Room”.
Einer der Hauptacts dieses Clubs, nämlich die gleichnamige Rhythm Room Allstars, sind die Hausband dieses Clubs und waren extra aus Phönix eingeflogen worden um die Lahnsteiner Stadthalle in einen Bluesclub zu verwandeln. Das ist ihnen voll gelungen !!.
Das war Leib und Magenfutter kann ich euch sagen !!
Die Band begleitete Big Pete Pearson, eine grosse Nummer in der Blueszene Arizonas, der ebenfalls fast zum Inventar des Rhythm Room Allstar Clubs gehört.. Er stammt eigentlich aus Jamaika, ist dann aber nach Texas übergesiedelt und lebt heute in Phönix.
Bob Corritore an der Harp ist schon selbst fast Legende in den Staaten, wo er auch ausgezeichnete Sendungen über Blues im Radio moderiert und zusammenstellt.. An der Harp eine Koryphäe sag ich euch.
Dann dieser Chris James. Einer der mit 13 schon auf der Bühne stand. Ein richtiges “Blues-Zirkuspferd” der sein virtuoses Spiel beherrscht wie ein Bäcker seine Brötchen rollt und trotzdem fern jeder Routine wirkt.. Extraklasse !!
Am Bass der stämmige Patrick Rynn der mit seiner Irenmütze und Wollpollunder aussah als wolle er Irlands Schafzuchtvereinvorsitzender werden 🙂 Ein mitgehender Grooveteppichverleger der Meisterklasse.
Last but not Least an den Drums mit Brian Fahey ein Mann der punktgenau seine Breaks setzt und den richtigen Rhythmus in die Band hineinpeitscht.
Hach war das schön !!!
Dann als “Stargast” Big Pete Pearson der der Band nach dem 5. phantsatischen Song mit seiner Präsenz die Krone aufsetzte.
Das Motto des Abends schloss sich, denn was der 72jährige in seiner dynamischen Art rüberbrachte als schlenkerte er es eben mal aus dem Handgelenk, war der Blues, mal urtypisch mal mit rockigen Elementen versetzt, daß es dir wohlige Schauer über den Rücken laufen liess. So muss John Lee Hooker oder Muddy Waters gewesen sein als sie ihr Publikum faszinierten.
Ein toller Mann – Eine tolle Band !! Was will man mehr ?
Fazit des Abends: Ein wundervolles Event, das die Lahnsteiner toll organsiert hatten und das ohne Einschränkungen zu empfehlen ist. Falls ihr die Gelegenheit im nächsten Jahr haben solltet, verpasst das nicht, es lohnt sich ohne Wenn und auch ohne Aber !!
Nachdem sie mich überall in der Halle gesucht hatten fanden die Beiden mich doch 🙂 Es gibt kein Entrinnen scheinbar :-)))))))))))))))))))))))))))))))))